Nikolaus Störtenbecker, Initiator der Künstlergruppe Norddeutschen Realisten, zeigt in seiner einzigen Solitär-Ausstellung 2014 “Arbeiten” einen Querschnitt seines Schaffens in Bordesholm. Gezeigt werden Grafiken und Malereien aus den letzten Jahren, die allein oder innerhalb der Plenairs mit den Norddeutschen Realisten entstanden sind. Zuletzt gab es Bilder von Nikolaus Störtenbecker in der großen und erfolgreichen Ausstellung “Realismus im Norden” auf Schloss Gottorf zu sehen.

“Ich freue mich sehr darüber, dass Nikolaus aus Störtenbecker nun wieder in Bordesholm zu sehen ist,”, sagt Katrin Göldner, Inhaberin der Galerie Göldner. Schon im August 2011 war der Künstler mit seinen Kollegen und Kolleginnen im Raum Bordesholm im Rahmen eines Pleinairs unterwegs und stellten anschließend ihre Werke im Rathaus aus.
Die Werke von Nikolaus Störtenbecker zeichnen sich durch eine hohe Detailtiefe aus. Schicht um Schicht arbeitet er sich sehend und fühlend vor bis an die Seele der Natur und sieht immer noch ein wenig genauer hin, damit nichts davon fehlt auf dem Bild.
“Ohne Zweifel ist die Oberfläche die wahre Essenz, denn sie ist mit den Sinnen zu erfassen, und sie liegt im Atmen und Blühen des Lebendigen und in den Lichtern und Schatten, den Farben und Formen des Unbelebten .” (N. Störtenbecker)
Das Ergebnis ist eine beeindruckende Bildtiefe, die eine ruhige Kraft ausstrahlt und den Betrachtern malerische Inseln in der aufgewühlten Alltagssee anbietet.
Zur Vernissage am 1. November um 18 Uhr ist Nikolaus Störtenbecker anwesend.

Die Eröffnungsrede von Maike Brzakala:

„Guten Abend, meine Damen und Herren,

wir freuen uns, dass sie heute Abend so zahlreich erschienen sind und ich kann Ihnen schon jetzt versprechen, dass Sie wohlgetan haben, hierher zu kommen. Es ist uns eine große Ehre, heute Nikolaus Störtenbecker als Künstler hier zu haben, der als Ort für seine einzige Einzelausstellung 2014 diese noch kleine Galerie gewählt hat.

Nikolaus Störtenbecker studierte von 1960 bis 1965 an der Hochschule für bildende Künste Hamburg. Im Jahr des Abschlusses begründete er mit Dieter Asmus, Peter Nagel und Dietmar Ullrich die Gruppe ZEBRA, der er bis zu seinem Austritt 1977 angehörte. Im gleichen Jahr (1965) ging er mit einem DAAD-Stipendium nach London.

1971 erhielt er den Förderpreis des Kulturkreises im BDI. Von 1973 bis 1974 hatte er ein Villa Massimo-Stipendium in Rom und wurde dann 1986 bis 1988 selbst Mitglied der Bundesjury zur Auswahl der Villa Massimo-Stipendiaten. Seit 1977 arbeitet er erfolgreich als freier Maler und Grafiker.

Und organisiert seit 1989 regelmäßig thematische Pleinairs und gilt als Gründungsvater der Norddeutschen Realisten. Außerdem ist er Mitglied im Künstlersonderbund in Deutschland, der Künstlerinnen und Künstler vereinigt, die für realistisch-gegenständliche Darstellungen in der Bildenden Kunst der Gegenwart stehen.

Nikolaus Störtenbecker war zuletzt 2011 malend in Bordesholm zu Gast. Man muss dem hiesigen Kultur- und Verschönerungsverein Bordesholmer Land auf ewig dankbar sein, dass sie so hochkarätige Künstlerinnen und Künstler zum Plein-Air hierher geholt haben und dass sie jetzt sogar gelegentlich wieder hierher zurück kommen. Was für eine Bereicherung für diesen Ort!

Doch woran liegt das? Warum berühren wir uns die Bilder so? Warum fühlen wir uns magisch von ihnen angezogen?

Der erste offensichtliche Punkt besteht darin, dass wir ganz genau erkennen, was auf der Leinwand drauf ist. Das ist in der Kunst nicht immer gegeben.

Aber was ist denn drauf? Und WIE ist es drauf?

Nikolaus Störtenbecker sagt von sich selbst über den Malprozess, dass er erwartungsfrei geschieht. Es gibt gute und schlechte Tage bei Malen und manchmal ist auch der Meister enttäuscht, wenn die Hand zu bockig, der Pinsel zu sperrig oder das Motiv zu schweigsam ist. Dann hilft die Ergebnisoffenheit manchmal über den Frust hinweg. Gleichzeitig verschärft Nikolaus Störtenbecker aber auch den Prozess des Malens und erhöht den Schwierigkeitsgrad für sich selbst.

Er malt nicht nur ein Still-leben mit Blumen, er malt sie bei schwindendem Tageslicht. Wer selbst schon mal nach dem Fotoapparat gerannt ist, um einen besonders schönen Abendhimmel zu fotografieren, weiß, wie wenig Zeit so ein Schwinden braucht. Zu einem Akt der Selbstkasteiung wird es, wenn er als Abendbrot die Räuchermakrele auf dem Teller hat, sie aber zunächst einmal malt, bevor er sie verspeist.

Er malt nicht nur ein paar Pferde auf der Wiese, er tupft,, zeichnet, punktiert ein 2 Millionen Teile Puzzle, das aus der normalen Sicht-Entfernung ein realistisches Bild ergibt, im ganz Einzelnen – mit der Nase knapp davor- aber nicht.

Dadurch entsteht Tiefe und Mehrdimensionalität auf der eigentlich planen Fläche der Leinwand.

Es wird Licht gezaubert und es werden Details hinzugenommen. Niemand zwingt den Künstler beispielsweise , das Koppelband mit zu malen, doch er tut es und zwar sehr genau. Weil es eben so aussieht. Und das alles zusammen genommen ist dann überprüfbar festgehalten.

Nikolaus Störtenbecker gibt nicht eher Ruhe, bis das Ergebnis stimmt. Das Meiste davon passiert direkt vor Ort, einem echten Tat-Ort also, und ein kleiner Rest im Atelier oder was das Atelier gerade unterwegs ersetzt. Durch das genaue Sehen ist das Bild inwendig fertig und wird seinem Leinwand-Abbild angeglichen. Das Licht muss er sich dabei auf jeden Fall gut aufbewahren im Gedächtnis, Proportionen und Struktur lassen sich dagegen immer wieder überprüfen.

Man kann das Bild nehmen und mit ihm zu dem Ort gehen, wo es entstand, um zu vergleichen. Man kann dem Maler sogar schon zu einem früheren Zeitpunkt, im Prozess der Entstehung über die Schulter gucken. Manche lernen dabei das Sehen, andere das Innehalten und alle das Staunen.

Das Staunen über seine Bilder liegt in der Wahrheit und in der Authentizität von Augenblick und Szenerie, es ist durch und durch ehrlich, was es da zu sehen gibt. Deshalb lieben wir diese Bilder einfach.

Wir alle sehnen uns in einer Welt von Täuschung, Überflutung und Manipulation nach etwas, worauf man sich verlassen kann. Das einzelne Werk wird zum Ausgangspunkt einer Meditation über Ruhe, Gewissheit und sogar Geborgenheit. Es atmet Stille und Beständigkeit.

Ein jedes Bild wird zu einem Fenster in die Unendlichkeit, die gleichzeitig eine Verdichtung von Raum und Moment ist. Sehen Sie die Bilder also nicht nur an, hören Sie Ihnen auch zu, fühlen Sie genau hin.

Es ist die große Kunst des Einlassens, die der Künstler uns zeigt und mag das Malen auch erwartungsfrei beginnen, so wird es für ihn dann doch auch Arbeit. Eine akribische sogar.

Durch den Auftrag der Farbe in genau dieser spezifischen, störtenbeckschen Handschrift, entblättert sich das Motiv Schicht um Schicht, schält sich das eigentliche Bild heraus und wird die Seele des natürlichen Abbilds – sogar auch die der Wäsche auf der Leine – sichtbar.

Es gibt übrigens Studien zu der Seele und darin hat man festgestellt, dass die Seele um die 20 Gramm wiegen soll (die Details dazu kann man woanders nachlesen). Ob wir eine mathematische Sensation erleben, wenn wir die verwendete Farbe des fertigen Bildes wiegen? Es käme auf den Versuch an.

Ich rufe an dieser Stelle und an diesem Platz immer wieder dazu, sich fühlend und mit offenen Sinnen auf die Bilder einzulassen. Bei diesen Bildern, die sich scheinbar so leicht erfassen lassen, tue ich das jedoch ganz besonders, denn deren Seele offenbart sich nicht im Vorbeigehen. Öffnen Sie Augen und Herz, schalten Sie den Kopf aus, denn diese Bilder von Nikolaus Störtenbecker als einer “unserer” Norddeutschen Realisten lassen sich nicht denkend erfahren. Gehen Sie auf die kontemplative Reise und kommen Sie gerne noch einmal oder auch mehrmals wieder hierher zurück , um den Zauber in Ruhe zu spüren.

Nutzen Sie auch die Chance, sich mit dem Künstler selbst zu unterhalten. Er ist anwesend und freut sich auf sie.“

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