Mathias Meinel, aufgewachsen im Erzgebirge und nun wohnhaft in Hamburg, begann im zarten Alter von 14 mit der Landschaftsmalerei.
Als ich das zum ersten Mal ausgerechnet hatte, diesen Abstand zwischen Geburt und Malereianfang, war ich erstaunt, denn Jungs in dem Alter haben für gewöhnlich andere Sachen im Kopf, als zu malen. Das macht deutlich, dass Malerei für den Menschen und Künstler einen besonderen Stellenwert hatte und hat.
Er selbst sagte dazu einmal.
„Die Malerei ist viel mehr. Sie ist für mich die schönste Art, mich mit meiner Umwelt, mit Erlebtem und Gesehenem auseinanderzusetzen. Die beste Art, Dinge zu begreifen und zu reflektieren. Im Moment, im Hier und Jetzt zu sein. Passion. Ein Teil von mir. Meine Sprache, meine Art, die Dinge der Welt zu erklären. Etwas zu zeigen, das vorher kein anderer so gesehen hat.“
Es folgte sehr früh ein Praktikum bei dem Künstlerehepaar Blechschmidt Falkenstein, das nicht nur eine urige, aus der Zeit gefallene Webseite hat, sondern auch eine Leidenschaft für Kunst, die das Leben selbst zu sein scheint.
Farben, Struktur Form blieben das Lebensthema und es folgte eine Ausbildung im Bereich Produktgestalter/Textil, was noch nicht da Ende des Weges darstellte, sondern ein Designstudium nach sich zog. Mit dem Diplom in der Tasche zog es ih nach Hamburg, wo Mathias Meinel 2011 sein eigenes Atelier bezog. Er wurde Mitglied im BBK Hamburg und ist seit 2018 als Künstler nun auch an den Symposien der Norddeutschen Realisten beteiligt. Wir freuen uns, ihn nun auch hier zeigen zu können. Ich habe jetzt schon den Eindruck, Zeugin von etwas ganz Besonderen zu sein.

Wenn man zu einer Ausstellungseröffnung eingeladen ist, die den Titel „Landschaften“ trägt, dann kann ich mir vorstellen, dass die Erwartungshaltung in Richtung „Schöne Gegend“ und „Spektakuläre Aussichten“ geht. Und Sie haben durchaus recht damit. Was hier jedoch anders ist als in anderen Ausstellungen, das ist der Blick, der auch zu Boden geht. Es geht in vielen Bildern von Mathias Meinels Bildern im wahrsten Sinne des Wortes um das Land, den Boden unter unseren Füßen. Und nicht nur das, es ist der matschige Ackerboden, den wir als Nicht-Landwirte höchstens vom Vorbeiziehen oder als Hindernis bei Ausprobieren neuer Wege bei Joggen kennenlernen. Normalerweise würdigt man solch einer Fläche entweder keines Blickes oder man ärgert sich, weil man hier nicht trockenen Fußes weiterkommt.
Mathias Meinel macht es anders, er holt die nasse matschige Fläche auf gestoppelten Maisfeldern n den Fokus, versöhnt mich persönlich auch sogar mit dem Maisfeld.

Im richtigen Leben halte ich die Vermaisung der Landschaft zunehmend für ein echtes Umweltproblem und Artenschutzverbrechen, doch hier im Ausschnitt lerne auch ich einen anderen, einen hoffnungsvollen Blick.
Die große Haptik des pastosen Farbauftrags nimmt die klebrig-klumpige Bodenbeschaffenheit in der Verwendung der Farbmenge wieder auf. Malen mit Matsch ist es natürlich nicht, aber eine adaptierte Klumpigkeit von Matsch kann es schon sein.
Es stehen Pfützen auf den Äckern, sie fressen die von den Landmaschinen gezogene Ordnung auf, suchen sich ihre Wege und bereiten sich Wasserbetten. Mathias Meinel zeichnet ihren Weg auf durch Farbe, mutig gesetzte Striche, setzt Farbfelde und schließt Bündnisse innerhalb der Fläche, überwindet die Trennung von Himmel und Erde.
Das Pfützenwasser liegt in seinem Bodenbett, aber es spiegelt die Weite über ihn.
Pfützen sind Himmelsaugen und auch Himmelstore. Niemand sieht von der Draufsicht, wie tief eine Pfütze genau ist, denn in sich selber fehlt der Größenbezug. Damit vertut man sich gerne einmal beim Autofahren auf unbefestigten Wegen, wie hier zum Beispiel im Klint, einer kleinen Sandstraße hier im Ort zwischen ebensolchen hier gemalten Feldern. Es gibt dann einen heftigen Schlag, der den ganzen Wagen durchrütteln kann. Frösche und Kröten lieben Pfützen auf ihren Wanderungen durch die Felder, Hunde auch. Und natürlich kleine Kinder, die in ihrer Lebendigkeit immer einen Grund finden, dort mit Karacho hineinzuspringen. Die auch das feste Vertrauen darin haben, dass ihre kleinen Beinchen lang genug sind, um auch wieder daraus hervor zu hüpfen.
Wasser ist der Ursprung des Lebens und auch die Voraussetzung für das Leben, wie wir es kennen. Wenn unser Blick sich auf ferne Planeten richtet, dann ist die erste Frage auch gleich, ob es dort Wasser gibt und Leben möglich ist.
Wasser ist als Stoff auch ein Teil von uns selbst und befindet sich in einem immerwährenden Kreislauf aus verschiedenen Seinszuständen auf der Reise durch die Schichten unseres Planeten.
Das Wasserbett, der Boden selbst, wird von manchen auch Dreck genannt, vor allem, wenn er unter den Schuhen klebt, aber tatsächlich ist es Ackerboden und im besten Fall ein lebendiger Organismus, der Leben in sich trägt und Neues erschafft.
Dass alles mit allem verbunden ist, wird durch die Kunst von Mathias Meinel sichtbar, durch den Strich, die Farbe, das Licht. Wir wissen, dass wir eine Pfütze sehen, doch noch in der Betrachtung löst sie sich auf in unseren Augen. Wir können uns darin verlieren, von Farbklecks zu Strich springen wie von Stein zu Stein in einem Bach.
Es geschieht gleichzeitig, expressives Malen in der Technik und tiefe Ruhe im Motiv, eine Form von Kontemplation, die man inmitten von etwas so scheinbar unscheinbaren wie eine Pfütze gefunden hat. Man muss dafür also nicht nach Indien fahren, der Acker von nebenan tut es auch. Oder könnte es, wenn man die innere Bereitschaft dazu mitbringt.
In anderen Bildern zeigt uns Mathias Meinel seine Fähigkeit, sein Bild über Gegensätze auszudrücken. Gerade in den Gegenlichtbildern lässt sich das gut ablesen. Der Hohlweg im Gegenlicht, der auch die Einladungskarte ziert, lebt durch den Ausdruck von Sonne und Licht.
Die Sonne scheint von hinten links wie ein Scheinwerfer auf die Szenerie, aber erkennbar werden die Bäume erst durch ihre eigenen Schattenseite, durch den Kontrast ihres unbeleuchteten Stammes und Geästs zur grellen Sonne.
Die verwendeten Farben sind kräftig und verhalten im Wechsel, der Auftrag mal dick, mal durchscheinend. Damit erzeugt Meinel ein Wohlbefinden beim Betrachten, durch die hergestellte Harmonie die nahtlose Verwendung des pastosen (fette Farbe) und pastelligen Farb-Auftrag.
Der Künstler hält genau diesen Augenblick fest, den wir mitunter selbst erleben, wenn wir irgendwo stehenbleiben, inne halten und sagen „Wow, was für ein schönes Licht“.
Licht und Schatten sind zwei Zustände, die wir unterschiedlich in Verbindung zueinander setzen. Licht wird positiv verstanden, ist ein Synonym für die Wahrheit, wenn man Dinge „ans Licht holt“. Schatten wird dagegen eher negativ verstanden, es verdeckt Geheimnisse. Meinel zeigt uns nun in seinen Bildern, dass Licht ein Geburtshelfer für Schönheit ist, indem es Schatten erzeugt und Formen daraus hervor schält.
Die Stimmung und Atmosphäre, die er damit zum Ausdruck bringt, schmeichelt die Sinne der Betrachter*innen. Und damit Sie das genießen könne, lass ich Sie jetzt damit allein und durch die Räume ziehen. Nehmen Sie sich Zeit und fühlen Sie genau hin.

(Maike Brzakala, Einführungsrede zur Vernissage)

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