Ausstellung vom 10. Mai bis zum 21. Juni 2015

Frank Suplie, ein Maler aus Berlin und aus der Ueckermark, Mitglied der Norddeutschen Realisten, jenem KünstlerInnenbund, der Bilder malt, auf denen man erkennen kann, was drauf ist. Sie waren als Gruppe hier und sind seitdem auch regelmäßig einzeln hier zu Gast. Was für ein Geschenk!

Frank Suplie ist 1950 geboren, hat zunächst eine Ausbildung als Mechaniker gemacht und absolviert, um dann ein Studium der Malerei anzuhängen. Es war Meisterschüler von Prof. Fußmann, erhielt hochrangige Stipendien und seitdem malt er, allein und in den Symposien der Norddeutschen Realisten.

Das war jetzt zu schnell? Der Künstler ist anwesend. Fragen Sie ihn gerne zu seinem Leben oder seinen Bildern.

Als ich Frank Suplie das erste Mal zum Plein Air in Bordesholm sah, war ich regelrecht hingerissen. Dort stand ein zarter schlanker Mann, dessen graues Haar unter einem Sonnenhut hervorguckte. Er malte hochkonzentriert mit einem lächelndem Zwinkern in den Augenwinkeln. Er trug einen Blaumann, der schon ordentlich Farbe abbekommen hat, das aber genau in der richtigen Menge, um noch ansprechend auszusehen.Seine Farben standen ordentlich in einem Kasten neben ihm und vor ihm die Leinwand auf einem Gestell mit ein paar technisch praktischen Anbauten, die den Mechaniker erkennen ließen.

Es stand noch ein anderer Maler am gleichen Ort und ich musste mich zwingen, nicht nur Frank Suplie zu fotografieren. Er sah aus wie der ergraute Held meiner Kinder-Fernsehserie (Kung Fu mit David Carrridane) und eine Aura von Meditation und Sanftheit umhüllte ihn, die ich faszinierend fand.

Und wie in Kung-Fu-Meister nährt sich Frank Suplie seinem Motiv. Für Außenstehenden sieht es dann ein wenig nach fuchteln und wedeln aus, was dann beginnt, – aber was wissen wir denn auch schon von der dem kreativen Strom, dessen Energie er aufnimmt und in Farbe, Ausschnitt und Perspektive umfasst und ausdrückt?

Seine Bilder haben eine angenehme Farbigkeit.

Erdig und klar fühlen sie sich an wie eine leichte Strickjacke, wenn an einem warmen Tag doch der Wind aufkommt. Seine Motive sind zumeist menschenfrei. Sie sind Ausschnitte einer intakten Natur, was Ihnen weitere Friedlichkeit verleiht.

Wenn man Realismus sagt, klingt das oft nach detailgetreuer Ausarbeitung des vorhandenen Motivs. Das gibt es auch bei den norddeutschen Realisten und wir haben es bei Nikolaus Störtebecker und in der gerade vergangenen Ausstellung von Erhard Göttlicher gesehen.

Frank Suplie malt anders realistisch, er spielt mit der Fläche, setzt Akzente und kombiniert sie in einer Art und Weise, dass sie erst im Zusammenspiel Detail ergeben. Das ist ein paradoxer Effekt, denn ein Detail ist eine Einzelheit bzw. einen exakter, bildlich oft vergrößerten Ausschnitt aus einem größeren Ganzen. Hier ist es anders herum. Das Motiv ergibt sich erst aus den schwungvoll gesetzten Strichen, die einzeln oft nichts weiter als Farbe sind. Geht man nämlich näher heran an das Bild und vereinzelt die Striche, dann wundert man sich, denn das Bild löst sich vor den eigenen Augen auf.

Was bleibt ist die Essenz des Felsens, des Rapsbildes im Echo des Pinselstrichs.

Oft wählt Frank Suplie eine besondere Perspektive für seine Bilder. Sie ist nicht immer gefällig, manchmal sogar sperrig. Das Bild von unserer Klosterkirche z.B. Man sieht keinen Kirchturm darauf, keine große Tür, sondern eigentlich nur eine große Anzahl von Ziegelsteinen, ein Fenster, Rasen und Bäume. Das ist auch mutig.

Frank Suplie macht gerne einen Bogen um das Postkartenmotiv herum und bricht so unsere Erwartungen. Er zeigt uns damit aber auch, dass das Leben größer ist, dass unsere erwartete Perspektive uns auch den Blick verstellt auf andere Facetten des Motivs.

Er steht gerne dort, wo die Maler-Kollegen nicht stehen, selbst wenn sie sich alle vor demselben Motiv versammelt haben. Aber jede eigene Handschrift braucht eben auch den eigenen Raum.

Er verweigert sich aber nicht ganz dem Postkartenmotiv, denn was ist aktuell “postkartiger” als Rapsbilder? Aber auch hier ist ein kleiner Bruch drin, denn der Himmel über dem Rapsfeld ist immer kleiner als woanders. So kann er ganz das Spiel aus Licht und Schatten, die Linienführung durch Knick und Treckerspuren abbilden.

Neben den Landschaften zeigt Frank Suplie heute auch Bilder von Häfen, Brücken und Fischerbooten. Die Begrenzungen und Linien, die dem Wasser und dem Licht Halt geben, werden dabei von den Stegen und Booten selbst gebildet. Auf dem Bild mit dem großen Feuerschiff ist übrigens der einzige Mensch abgebildet. Er steht mit dem Rücken zu uns, trägt Hut und Mantel, wie Agenten aus alten Filmen es tun und liest Zeitung. Bei aller offensichtlichen Klarheit des Motivs, warum tut er das?

Und so wird in eigentlich inhaltlich schnell zu erfassendes Motiv zu einem Rätsel…

So spielerisch Frank Suplie mit seinem Motiv umgeht, mit seiner Signatur tut er das nicht. Die ist immer gut leserlich , ausreichend groß und beinahe artig und akribisch in Großbuchstaben unterhalb des Bildes gemalt. Entweder links oder rechts, nie mittig, quer, hochkant, abgekürzt oder was auch immer manch anderer damit anstellen mag. Egal, wie schwungvoll er Fläche und Farbe kombiniert, die Signatur fängt den Wirbel wieder ein und ist ein eigener Ort der Kontemplation.

Ich lade Sie herzlich ein, sich dieser Kontemplation in Fläche, Form und Farbe hinzugeben. Und wenn Sie das Rätsel mit des Zeitungslesers lösen können, dann erzählen Sie mir bitte davon.

(Eröffnungsrede Maike Brzakala)