Kunst und Kreativität sucht sich wie Wasser stets seinen Weg. Der Mensch ist in dieser Gleichung erst Flussbett, wenn er sich traut, und kann aus sich selbst heraus zu einem Ozean der Fülle werden. Als Mensch tut man gut daran, diesem Drängen nachzugehen und zu folgen, auch wenn man nicht immer weiß, wohin das führt. Folgt man dem Drängen nicht, wird man zu seinem eigenen Stausee, aber das ist eine andere Geschichte…

Ein gutes Beispiel für diese These ist die Künstlerin Anke Gruss, die uns heute mit ihren Bildern zum Thema „Lichtspiele“ besucht.

Erst studierte sie Kunsttherapie/-Pädagogik und landete dann in dem Bereich des Trickfilmfigurenbaus, wo sie aus einem Haufen Material Wesen schuf, die andere zum Leben erweckt haben. Vielleicht haben Sie ein paar dieser Figuren sogar selbst schon gesehen, wenn Sie sich allein oder mit Ihren Kindern die Sesamstraße angesehen haben?

Doch die Fernsehlandschaft und Filmproduktion veränderten sich radikal und das Handwerk wurde zunehmend durch die Arbeit am Computer abgelöst.

Filme des Jahres 2005 waren übrigens Harry Potter und Feuerkelch, Star Wars 3, die x-te Verfilmung von King Kong und Madagascar. Nur damit Sie sich vorstellen können, von welcher digitalen Entwicklung hier die Rede ist.

Anke Gruss wollte weiter haptisch arbeiten und da es im Trickfilm nicht mehr ging, musste sie sich neu erfinden und den Fluss ihrer Kreativität eine neue Richtung geben.
Sie ging zunächst auf die bekannteste Insel für magische Wesen, nach Island, dorthin wo Elfen, Trolle und Feen leben und Elfenbeauftragte noch in Bauprojekte einbezogen werden.
Von dort aus zog es sie weitere 1400 km nordostwärts, auch mystisch fest verankert, aber eher noch fokussierter auf Trolle spezialisiert, und zwar auf die norwegischen Lofoten.

Die Lofoten wurden für Anke Gruss zum Lehrmeister für Licht, denn das Verhältnis von Tag und Nacht ist besonders. Dort herrscht die Mitternachtssonne vom 26. Mai bis 17. Juli und auch die Polarnacht im Dezember. Sie reiste immer mal wieder dorthin, blieb dort aber immer nur zu Besuch.

In Deutschland nahm sie verschiedene Lehrtätigkeiten wahr und stellte zunehmend in Galerien aus, u.a. in der Galerie Brennwald, Kunsthalle Lüneburg oder der Pop-Up Galerie Elysee Hamburg.

2020 war sie Mitbegründerin der Künstlergruppe Roter Hahn, mit der sie regelmäßige Pleinair-Malaktionen durchführt.

Schwerpunkt ihrer Arbeiten sind die Auseinandersetzungen mit Licht und Atmosphäre in verschiedenen Techniken. Um so etwas diffuses wie Licht einzufangen und auf der Leinwand sichtbar zu machen, bedient sie sich der altmeisterlichen und klassischen Prozedur des mehrfachen Lasurauftrags. Sie spielt dabei mit Untermalungen, Mischungen, Kontrasten und Farbtiefe sowie Strahlkraft sind das Ergebnis.

Allen ihren Bildern gehen Skizzen voraus und damit sind hauptsächlich Tonwertskizzen gemeint, die zunächst einmal die hellen und dunklen Bereiche eines Bildes studieren und ausloten.

In einem Bild liegen unterschiedliche Helligkeitsabstufungen vor, diese werden Tonwerte genannt. Ein Tonwert entspricht genau einem Grauton. Tonwerte sind jedoch nicht nur in Schwarz-Weiß-Bildern zu finden, sondern auch in farbigen Gemälden. Hier liegen sie sozusagen unter der Farbe verborgen und werden sichtbar, wenn man zum Beispiel ein Foto in ein Schwarz-Weiß-Bild umwandelt.

Das klingt vielleicht jetzt etwas kompliziert, aber vielleicht kann man sich das besser vorstellen, wenn wir uns darauf einigen, dass eine Tonwertskizze eine Art Bild-Grammatik ist, die der Bildaussage zugrunde liegt.

So entstehen Farbtiefe und Strahlkraft in ihren Bildern als gemeinsamer Nenner in ihrem Werk ist.

Ihre Landschaften gleichen dabei mitunter Standbildern aus dem Film und man ahnt das Vorher und Nachher im Ablauf, während ihre Konzentration auf die Abbildung von Licht in ihren Stadtbildern eher zur verwischten Bewegung führt. 

Anke Grussverliert sich nicht im bunten Farbteppich, zu dem das führen könnte,  sondern behält stets das Gegenständliche bei. Das ist die Wurzel von allem, die Materie, auf die das Licht fällt und damit real wird. Licht und Materie sind in dieser Betrachtung voneinander abhängig, denn wo es kein Licht gibt, gibt es im Kontext der Malerei auch keine Materie (Anders verhält es sich übrigens, wenn man im Dunklen barfuß gegen ein Tischbein läuft…)

23.09.2022 bis 29. Oktober 2022

 

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